Diese Woche war ich auf der Buchmesse in Frankfurt – natürlich aufgrund meines neuen Buchs, das es am Stand von „Books on Demand“ dort auch zu bestaunen gab.

Ich hatte einige Termine, unter anderem mit einer ehemaligen Kollegin, die in der Personal- und Organisationsentwicklung eines großen Unternehmens tätig ist. Ich erzählte ihr von meiner Beobachtung, dass erstaunlich wenig Mitarbeiter in Unternehmen Führungskräfte benennen können, die für sie Vorbilder sind. Ich stelle die Frage in vielen Führungskräfte-Workshops. Sie bestätigte diese Beobachtung in der eigenen Organisation.

Eine andere Bekannte, mit der wir dort auf der Messe zusammensaßen, berichtete ebenfalls von mehreren Führungserfahrungen an beruflichen Stationen der letzten Jahre. Sie hatte ihren Traumjob gefunden und sah sich aus Selbstschutz gezwungen, zu kündigen, weil ihr Chef manipulativ und übergriffig ihr gegenüber wurde. In einem weiteren Arbeitsverhältnis bekam ihre Motivation regelmäßig durch die Kommunikation des Vorgesetzten massive Dämpfer.

Es gibt Führungskräftetrainings, Workshops und Schulungen. Dennoch ist ganz offensichtlich das Niveau an Führungsqualität und Führungskultur niedriger, als es sein sollte. Dabei hängt die Anziehungskraft von Unternehmen maßgeblich damit zusammen, wie hoch die Anziehungskraft der Führungskräfte in diesen Unternehmen ist. Ich spreche von „Magnetischen Führungskräften“, ohne die es auch keine Magnetische Unternehmenskultur geben kann. Denn die wird von oben nach unten gelebt.

Magnetische Führungskräfte sind Menschen-orientiert. Nicht Prozess-orientiert oder Sach-orientiert. Und sie haben eine starke Vision und klar ausgeprägte persönliche Werte, zu denen sie stehen und an denen sie ihr Verhalten orientieren. Sie haben eine starke Sinn-Orientierung. Sie leben mit ihren Kollegen und Mitarbeitern vertrauensvolle Beziehungen, haben ein hohes positives Energieniveau und die Fähigkeit sehr konsequent Prioritäten zu setzen und laserscharf zu fokussieren. Anders formuliert: eine Führungskraft, die

– Sinn-Orientierung hat, ihr „Warum“ kennt, über ein solides Wertefundament verfügt,

– die wichtigsten Beziehungen („Wer?“) vertrauensvoll entwickelt und gestaltet,

– viel und positive Energie hat und ausstrahlt und damit andere begeistert und mitreißt durch die Art und Weise, “WIE“ er oder sie agiert, und

– einen ganz klaren Fokus auf das „WAS“ hat, sprich: eine klare Vorstellung von dem, was aktuell am Wichtigsten ist, und das auch überzeugend vermitteln kann,

ist MAGNETISCH.

Er/sie ist anziehend, schafft um sich herum Leben und Bewegung. Sein/ihr Enthusiasmus ist ansteckend, er vermittelt eine klare Richtung. Er/sie führt also aktiv und schafft Wachstum, sowohl geschäftlich als auch menschlich.

Warum gibt es davon so wenige? Warum arbeiten nicht mehr Führungskräfte daran, eine solche Anziehungskraft zu entwickeln?

Wenn sich Führungskräfte fragen: „Warum mache ich das hier alles überhaupt?“, ist eine mögliche Antwort: um den Menschen, die für dich arbeiten, dabei zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Und das ist eine wertvolle und zutiefst Sinn-volle Arbeit! Es lohnt sich, an der eigenen Anziehungskraft zu arbeiten, auch für die Führungskraft selbst. Magnetische Führungskräfte steigern die Mitarbeiterzufriedenheit in ihrem Organisationsbereich. Sie steigern aber auch ihre eigene Zufriedenheit. Eine eindeutige Gewinn-Gewinn Situation!

Wenn Sie selbst Unternehmer oder Führungskraft sind: fragen Sie sich, wie „magnetisch“ Sie sind. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, wie viele Führungskräfte in der Organisation sie als anziehend, als „magnetisch“ wahrnehmen. Und diskutieren Sie im Führungsteam, was sie tun können, um die vier Dimensionen weiter zu entwickeln.

Herzlichen Gruß

Christian Conrad