„Man kann mit Liebe führen oder mit Angst“ – Norman Breitling, Geschäftsführer der Werbeagentur Brandfisher in Bremen

Antwort auf die Frage im Titel: das herausragende Merkmal einer Magnetischen Führungskraft ist Vertrauen.

Wenn mit Angst und Druck geführt wird, dann ist es mit dem Vertrauen nicht weit her. Und wenn Entscheider wenig Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben, dann kontrollieren sie sie nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Wenig Vertrauen muss man sich allerdings auch erstmal leisten können, denn wo kein Vertrauen herrscht, fühlen sich Mitarbeiter gegängelt. Gute Mitarbeiter werden in der Firma nicht alt, weil sie ihr Potenzial nicht entwickeln können. Wenig Vertrauen bedeutet: Dinge dauern länger und kosten mehr.

Mein einschneidendstes Vertrauenserlebnis hatte ich, als Flemming Sundø als Geschäftsführer bei Kellogg´s anfing. Er berief eine Mitarbeiterversammlung ein. Für uns war das neu. Offene Kommunikation war nicht das hervorstechende Merkmal unserer Organisation. Derartige Zusammenkünfte kannten wir nur von Vertriebstagungen. Ein Leitspruch war: „Wer Fehler macht, hängt am Fliegenfänger“, ein anderer: „Gute Idee – machen wir auch nicht.“

Jetzt stellte sich dieser neue dänische Geschäftsführer vor die versammelten Mitarbeiter und präsentierte uns seine Führungsgrundsätze. Das hatte tatsächlich noch niemand vor ihm gemacht. Ein Satz blieb bei mir hängen: „Wenn ich mit jemandem anfange zu arbeiten, gebe ich immer 100% Vertrauen, und nur wenn das Vertrauen missbraucht wird, ziehe ich ab.“

Unsere Erfahrung dagegen war: Mehr als 20% bekommst du nicht, und dafür musst du dich ordentlich strecken und konsistent gute Ergebnisse liefern. Wir merkten nach kurzer Zeit: Er meint das, was er sagt. Es gab mehr Freiheiten – allerdings auch mehr Verantwortung. Es wurde nicht primär nach Fehlern gesucht. Vielmehr ging es immer darum, Lösungen nach vorne zu entwickeln. Nach anfänglicher Skepsis entwickelte sich eine positive Stimmung, weil Viele merkten: Er vertraut mir tatsächlich. Mein Gefühl war: Wenn er mir so einen Vertrauensvorschuss gibt, dann will ich ihn auf keinen Fall enttäuschen.

Klar war aber auch: Er konnte abziehen, wenn das Vertrauen missbraucht wurde. Flemming war konsequent und hielt seine Mitarbeiter und sein Team verantwortlich für die Ergebnisse und gemachten Zusagen. Diese Verbindlichkeit führte dazu, dass das Vertrauensniveau in der Organisation anstieg. Silos und Rivalitäten zwischen Abteilungen wurden Stück für Stück abgebaut, und es gab weniger Politik.

Als Marketingdirektor merkte ich, dass es schon nach sechs bis neun Monaten leichter wurde, gute Bewerbungen für offene Positionen zu bekommen. Unser Ruf war nicht der beste gewesen. Es sprach sich in der „Szene“ jedoch schnell herum, dass in Bremen ein neuer Wind wehte und eine Magnetische Führungskraft das Ruder übernommen hatte.

Wenn Sie die Anziehungskraft Ihrer Organisation auf Mitarbeiter und Kunden erhöhen wollen, beschäftigen Sie sich intensiv mit dem Thema Vertrauen. Probieren Sie aus, was sich entwickelt, wenn Sie Vertrauen schenken. Mitarbeiter müssen es sich nicht mehr Stückchen für Stückchen verdienen, sondern bekommen einen Vorschuss.  Ich bin gespannt, von Ihnen zu hören, welche Erfahrungen Sie damit machen.

Herzlichen Gruß

Christian Conrad