„Du kannst entweder mit Liebe führen oder mit Angst“, sagte mir letztes Jahr einer meiner Interviewpartner für mein Buch „Magnetische Unternehmenskultur“, Norman Breitling. Er ist Chef der Brandfisher Werbeagentur in Bremen. Jede Führungskraft, jeder Unternehmer steht vor dieser grundsätzlichen Wahl, wenn es um die Führung seiner Mitarbeiter geht. Und in vielen Unternehmen herrscht immer noch die Angst vor. Wenigen ist bewusst, dass sie sich selbst genauso führen, wie sie andere Menschen führen. Oftmals mit Angst und Druck und nicht liebevoll.

Ich kann mich selbst mit Liebe führen oder mit Druck und Angst. Und in vielen Fällen in der Vergangenheit habe ich mich mit Druck geführt, habe Entscheidungen aus Angst getroffen. Ich bin mir – und war es zeitweise noch immer – selbst ein harter Vorgesetzter. Das Ergebnis ist selten oder nie gut. In solchen Situationen gehe ich nicht achtsam mit mir um. Das Motiv, das „Warum“ meines Beschlusses ist nicht zielführend. Und – Angst frisst Hirn, Angst ist ein schlechter Ratgeber. Angst führt mich dazu, Entscheidungen zu treffen, die ich nicht treffen würde, wenn ich gelassen, ruhig, reflektiert und liebevoll wäre.

Aktuell gilt das verstärkt. Der Hamburger Pathologe und Chef der Rechtsmedizin am UKE, Prof. Klaus Püschel ist der festen Überzeugung, dass das Virus weniger gefährlich ist, als von vielen angenommen. Egal, ob er Recht hat: die Angst vor dem Virus ist die wesentlich gefährlichere Krankheit für jeden von uns. Das Angstvirus hat sich weitaus schneller und wirksamer verbreitet als Covid19 selbst. Und die Wirkung dieser Angst ist viel zerstörerischer in uns und in unserer Gesellschaft als die von Corona. Denn Angst frisst Hirn. Unter Angst treffen wir falsche Entscheidungen. Als Einzelne, als Gruppen und als Gesellschaft.

Wie kann ich mit dieser Angst umgehen, denn sie ist doch so real? Wie kann ich auf Umgebungseinflüsse mit Liebe reagieren und nicht mit Angst?

Einen möglichen Weg, der mir persönlich hilft, zeigt die amerikanische Autorin Byron Katie mit ihrem Ansatz „The Work“ auf. „Lieben was ist“ heißt ihr Buch – eine Anleitung zu „The Work“. Die folgenden vier Fragen lassen sich laut Katie auf jede Situation anwenden, unter der wir leiden:

  1. Ist das wahr? (Ja oder Nein; bei Nein direkt weiter zu Frage 3.)
  2. Kannst du absolut sicher sein, dass das wahr ist? (Ja oder Nein)
  3. Wie reagierst du auf diesen Gedanken? Was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Wer oder was wärst du ohne den Gedanken?

Wenn ich Existenzängste habe oder Angst habe, krank zu werden, kann ich mich fragen: „Ist das wahr?“ Die Angst selber ist nicht wahr, zumindest nicht insofern, als ich nicht die Angst bin. Ich darf lernen, dass ich das Gefühl ernstnehmen („Liebe was ist“ – in dem Fall mich mit dieser Angst) und gleichzeitig differenzieren kann. Die Angst ist ein Gefühl, aber keine Tatsache. Was sind in meiner Situation (und der Situation der meisten von Ihnen) Tatsachen und damit wahr?

Tatsache ist, dass ich ein Dach über dem Kopf und genug zu essen habe. Und dass ich hohe Umsatzeinbußen im Monat April habe. Wenn meine Angst dann sagt: „Und dein Geschäft wird den Bach runtergehen“, stelle ich mir die Frage, ob ich absolut sicher sein kann, dass das wahr ist. Und ich stelle fest, dass ich mir da nicht absolut sicher sein kann.

Und wie reagiere ich auf den Gedanken, dass mein Geschäft durch die Krise den Bach runtergehen könnte? Meine erste Reaktion darauf ist: „Das wäre sehr unangenehm“, gepaart mit einer diffusen Angst vor materiellem Verlust und dem angenommenen Verlust von Ansehen. Da bleibe ich aber nicht stehen, sondern schaue genauer hin: Welche Gefühle tauchen auf, wenn ich diesen Gedanken glaube? Welche Bilder aus der Vergangenheit und der Zukunft sehe ich, wenn ich diesen Gedanken glaube? Wie behandele ich mich und andere Menschen, wenn ich diesen Gedanken glaube? Meine Gedanken zu diesen Fragen schreibe ich  mir auf, und kann dazu das Arbeitsblatt von Byron Katie nutzen (https://thework.com/wp-content/uploads/2019/07/obaat_de_14may2019_a4-r.pdf).

Allein dieser liebevolle und respektvolle Umgang mit mir selbst hilft mir sehr. Die vierte Frage stelle ich mir auch: „Wer oder was bin ich ohne den Gedanken?“ Ich versuche, mir das vorzustellen, und beschreibe meine Gefühle, wenn der Gedanke nicht da ist, dass mein Geschäft den Bach runtergehen könnte.

Im letzten Schritt drehe ich den Satz um. „Mein Geschäft wird sich in der Krise sehr positiv entwickeln“. Ich widme mich dieser Aussage genauso intensiv, finde Beispiele, wie sich mein Geschäft in der Krise positiv entwickeln kann, und bekomme einen anderen Blick. Vor allem aber sehe ich mich selbst anders. Ich gehe liebevoller mit mir um.

Probieren Sie das einmal für sich aus. Nehmen Sie sich die Zeit, in sich hineinzuhören, die Angst (falls sie da ist) ernst zu nehmen, anzunehmen. Trennen sie Gefühle und Fakten voneinander. Und stellen Sie sich die 4 Fragen. Wenn Sie mögen, nutzen Sie die Anleitung von Byron Katie dazu: https://thework.com/wp-content/uploads/2019/03/AnleitungzuTheWork.pdf

Ich bin gespannt, was für Erfahrungen Sie damit machen. In jedem Fall wird es Ihre Anziehungskraft erhöhen, wenn Sie liebevoll mit sich selbst umgehen.

Herzlichen Gruß

Christian Conrad

P.S.: Wenn Sie Ihre Unternehmenskultur magnetischer machen wollen, abonnieren Sie meinen Newsletter: https://eepurl.com/gyDr9z

Wann immer Sie wollen, auf folgenden Wegen kann ich Ihnen schnell helfen:

  1. Das erste Kapitel meines Buches „Magnetische Unternehmenskultur“ lesen: https://gallery.mailchimp.com
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