Einer meiner Kunden, mittelständisches Unternehmen mit knapp 200 Mitarbeitern, hatte sich vor der Pandemie nur zu sehr wenig Home-Office durchringen können. Einmal im Monat einen Tag war die Vorgabe. Dann kam Corona und von jetzt auf gleich ging der Großteil der Belegschaft im März 2020 ins Home-Office. Gleichzeitig begann ich mit einem Team einen Teamentwicklungsprozess, den wir „Offline“ geplant hatten, dann aber „Online“, also per Zoom, durchführten. Nach acht Monaten ziehen wir nun Resümee. Ich habe mit allen Teammitgliedern gesprochen.

Positiv am Home-Office ist aus Sicht dieses Teams, dass es leichter ist, konzentriert und ohne Unterbrechungen an einem Thema zu arbeiten. Bei der Abarbeitung von Sachthemen in der Projektarbeit ist die Produktivität spürbar gestiegen. Zusätzlich fallen Fahrzeiten weg (Anfahrt zum Arbeitsplatz), was zum Teil auch der „Work-Life-Balance“ zugutekommt.

Aus Arbeitgebersicht spricht dafür, dass die Attraktivität als Arbeitgeber für neue Mitarbeiter zunimmt. Der Leiter des Teams, mit dem ich arbeite, spricht davon, dass er bei mehreren hochqualifizierten potenziellen Mitarbeitern, die dem Unternehmen vor März 2020 aufgrund der relativ rigiden Home-Office Regelung abgesagt hatten, bei einem flexibleren Umgang wesentlich bessere Chancen gehabt hätte.
Zwei Dinge bleiben bei 100% Homeoffice auf der Strecke

  • Die Trennung von Arbeit und Privatleben
  • Die Verbundenheit der Menschen auf der Beziehungsebene

Die Grenzziehung fällt vielen schwer: wo hört Arbeit auf und wo fängt Freizeit an. Hat man einen Arbeitsweg, kann man durch Verlassen des Büros diese Trennung leichter herstellen. Selbst, wenn man abends dann den Rechner nochmal anstellt ist der Übergang nicht genauso fließend, als wenn man den ganzen Tag im Home-Office sitzt und lediglich zum Essen den Raum wechselt. Diese Trennung sauber vorzunehmen erfordert Disziplin, die nicht alle aufbringen. Überstunden nehmen tendenziell eher zu als ab.

Aus Unternehmens- und Teamsicht wiegt schwerer, dass die Verbindung zwischen den Teammitgliedern deutlich abnimmt. In der von mir begleiteten Gruppe sprechen einige von Entfremdung voneinander. Der Zusammenhalt lässt nach. Einige fühlen sich isoliert und allein gelassen. Aussagen wie „wenn einer nicht etwas von einem möchte, kriegt man nichts mehr mit“ oder „der Kontakt ist stark auf die Arbeit reduziert“ zeigen, dass die informelle Kommunikation „zwischen Tür und Angel“ fehlt.

Besonders bei Unstimmigkeiten und Konflikten besteht die Gefahr, dass diese durch fehlende informelle Kontakte „unter den Teppich gekehrt“ und nicht gelöst werden. Zitat „Bei Reibereien zwischen Kollegen hat man es früher mitbekommen, aber da man sich nicht mehr über den Weg läuft kann man dem Ganzen aus dem Weg gehen.“

Der These folgend, die ich vertrete, dass Verbindung vor Inhalt kommt, bedeutet, dass bei lang andauerndem Home-Office etwas für diese Verbindung getan werden muss. Sonst besteht die Gefahr, dass Teammitglieder nur noch nebeneinander arbeiten anstatt miteinander. Von der Schaffung messbarer und im Ergebnis sichtbarer Synergie ganz zu schweigen.

Was können Unternehmen tun? Wie können sie die informelle Kommunikation am Kaffeeautomaten, das gemeinsame Essen in der Kantine oder die spontanen Verabredungen nach Feierabend nicht ersetzen, aber zumindest teilweise kompensieren? Fünf Tipps, die einfach umzusetzen sind und viel bringen können:

  1. Raum schaffen für informelle Kommunikation. Beispiele: gemeinsamer virtueller Mittagstisch einmal pro Woche. After-Work-Beer per Teams oder Zoom einmal im Monat.
  2. Wenn sich jeder im Team vornimmt, täglich mal einen Kollegen anzurufen und zu fragen wie es ihm oder ihr geht, verändert sich das Gefühl der Verbundenheit bereits zum Positiven.
  3. Nicht alles per E-Mail machen, sondern öfter den Hörer in die Hand nehmen und Themen telefonisch oder per Teams zu besprechen, die komplexer sind oder Beziehungsthemen tangieren. Alle Kommunikation, die Konfliktpotenzial hat sollte mündlich, nicht schriftlich erfolgen.
  4. Bauen Sie in jedes Team-Meeting zu Anfang immer eine offene Frage ein, die Verbindung schafft und die zwischenmenschliche Komponente stärkt. Beispiele wären „Was hat dich in der vergangenen Woche besonders inspiriert?“, „Über welche Begegnung mit Kunden, Kollegen oder Bekannten hast du dich in der letzten Zeit besonders gefreut?“, „Was fällt dir im Home-Office aktuell schwerer?“ oder „Was würdest Dir heute von deinen Kolleginnnen/Kollegen im Team wünschen?“
  5. Sind Sie Teamleiter? Dann nehmen Sie sich vor, mit jedem Teammitglied mindesten einmal pro Woche persönlich zu sprechen. Wichtiger als das Reden ist dabei das Zuhören. Ziel ist es, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es den Einzelnen geht.

Probieren Sie es aus! Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei, die zwischenmenschliche Wärme im Team und in der Organisation zu erhalten, oder – wenn es sich abgekühlt hat – die Temperatur behutsam wieder anzuheizen!
Ich wünsche Ihnen eine gute Adventszeit, trotz Lockdown!

Für mehr Tipps und Strategien, für tolle Zusammenarbeit von Teams auch im Home-Office lassen Sie uns gern sprechen.

Und wenn Sie mögen, kommen Sie gerne in meinen Unternehmerzirkel Magnetische Unternehmenskultur. Jeden Mittwoch 7.45 – 8.45 kommen wir in Zoom zusammen. Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft von Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich gegenseitig unterstützen, durch Austausch bereichern und inspirieren. Moderiert und geleitet von mir, Christian Conrad.
Anmelden können Sie sich ganz einfach unter unternehmerzirkel@christianconrad.org.

Ich wünsche Ihnen eine gute Adventszeit, trotz Lockdown!  Und freue mich, wenn wir uns kommenden Mittwoch sehen!

Herzlichen Gruß


Christian Conrad

P.S.: Wenn Sie mögen, hören Sie heute in meinen Podcast rein. Gefällt Ihnen, was Sie hören, so freue ich mich über 5-Sterne!

MONTAG, 30.11. – #65 – Bank ist eine Mannschaftssportart – Im Gespräch mit Leonard Zintl (Volksbank Mittweida)

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