Vor sechs Monaten in Australien ist mir zum ersten Mal der Begriff „self compassion“ bewusst begegnet. Eine Kollegin von „Thought Leaders Business School“, die Psychologin Dr. Amy Silver, hielt dazu einen Workshop. Worum es geht: mit sich selbst achtsam und liebevoll umzugehen. Sich selbst und seine Gefühle wahrnehmen, beobachten, ohne zu beurteilen oder zu verurteilen. Mir war klar: definitiv eines meiner persönlichen Themen, mit dem ich mich intensiv seit vier Jahren beschäftige. Nur der Begriff war neu und hat für mich das Konzept der Selbstliebe noch erweitert.
Keine Ahnung, wie vielen anderen Menschen es ähnlich geht wie mir. Mir fällt es tatsächlich schwer, wirklich achtsam mit mir selbst umzugehen. Seit mir klargeworden ist, wie wichtig dieser Umgang mit mir selbst und vor allem mit meinen Gefühlen ist, habe ich einiges unternommen, um Selbstmitgefühl mehr und mehr zu lernen. Ganz klar: ich habe noch ein gutes Stück des Weges vor mir, bin aber deutlich weiter als zu Beginn der Reise.
Im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung, die ich vor knapp drei Jahren begann, bekam ich ein für mich entscheidendes Feedback: sehr respektvoll machten mir die Ausbilderinnen und mehrere Ausbildungskollegen klar, dass es mir häufig nicht gelang, mich in mein Gegenüber wirklich einzufühlen. Ich komme zu sehr vom Kopf, der oder die Coachee fühlten sich nicht emotional abgeholt. Sprich: ich hielt mich für empathisch, war es aber in Wirklichkeit weit weniger, als ich selbst glaubte.
Zu der Zeit hatte ich bereits begonnen, die Wim Hof Methode zu praktizieren. Tägliche Atemübungen und kaltes Duschen gehören seitdem fest zu meiner Morgenroutine dazu. Im Februar 2018 fuhr ich auf eine Winterexpedition mit der Wim Hof Methode nach Südpolen. Ich saß das erste Mal länger als fünf Minuten in 0 Grad kaltem Wasser saß und bemerkte: wenn ich wirklich bei mir bin, im Hier und Jetzt, konzentriert und achtsam, dann kann ich meine Körperkerntemperatur beeinflussen. Dann friere ich selbst in so einer Situation nicht, sondern kann sie sogar genießen. Über der ganzen Woche, die meinen Erlebnishorizont in verschiedener Hinsicht deutlich erweiterte, stand für mich ab diesem Moment im polnischen Bergsee der Begriff „Achtsamkeit“. Ich hätte auch Selbst-Mitgefühl sagen können.
In den vergangenen sechs Wochen, in denen ich gesundheitlich angeschlagen war (wie in früheren Newslettern erwähnt: ich vermute, ich hatte Corona), wurde mir klar, wie viel ich in Bezug auf Selbst-Mitgefühl noch zu lernen habe. Immer wieder bin ich ungeduldig mit mir selbst geworden (und bin es immer noch) und habe mich selbst unter Druck gesetzt: „Jetzt musst du aber wieder in Gang kommen“. Oder ich sagte zu anderen: „Ich habe immer noch nicht wieder den Energielevel, den ich eigentlich gewohnt bin.“ Es kam innerlich bei mir genauso an, wie es klingt: nicht sonderlich liebevoll und achtsam. Ich merkte und bekam von meiner Freundin (die an dem Punkt deutlich weiter ist) immer wieder liebevoll, aber bestimmt, den Hinweis, dass ich es mit Ruhe und Gelassenheit versuchen sollte. Dass ich es lernen könne, liebevoller und achtsamer mit mir umzugehen. Und dass das auch den Heilungsprozess beschleunigen wird. Ich habe gelernt, loszulassen. Einfach nur zu sein, einfach geschehen zu lassen. Was einfach klingt – für mich eine große Herausforderung. Und eine wichtige Erkenntnis aus der aktuellen Corona-Situation.
Was mir durch den Vortrag von Dr. Amy Silver klar wurde: Selbst-Mitgefühl ist mehr als Selbst-Empathie. Es ist Empathie für mich selbst plus etwas Konkretes, das ich für mich tue. Zum Beispiel eine Atemübung, kaltes Duschen, ein langer Spaziergang, Meditation.
An diesem Punkt möchte ich weiterwachsen und mehr lernen. Und ich werde in Bezug auf Selbst-Mitgefühl weiterwachsen, weil es mittlerweile für mich alternativlos geworden ist. Will ich resilienter und belastbarer, leistungsfähiger aber vor allem auch anziehender, magnetischer auf andere sein, dann beginnt das damit, dass ich mir selbst mehr Achtsamkeit und Liebe schenke.
Drei Tipps für mehr Selbst-Empathie (an denen ich selbst arbeite), möchte ich Ihnen anbieten:

  1. Ersetzen sie jedes „Ich sollte dies oder das tun“ durch „Ich könnte dies oder das tun“
  2. Meditieren Sie jeden Tag mindestens 10 Minuten (geführt oder nicht geführt, je nachdem, was für Sie besser funktioniert).
  3. Vermeiden Sie Multitasking und fokussieren Sie auf die eine Sache, die Sie gerade machen. Für mich ist die große Herausforderung, langsam und achtsam zu essen. Ich esse zu schnell und lese dabei oder rede dabei und achte damit gar nicht darauf, ob und wie ich mir und meinem Körper mit dem Essen etwas Gutes und Genussvolles tue.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche, in der Sie mit Selbst-Mitgefühl mit sich umgehen. Sie werden einen Unterschied merken und Menschen um Sie herum ebenfalls.
Ich freue mich (wie immer) von Ihnen zu hören.

Herzlichen Gruß

Christian Conrad

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