In einer Befragung von [1] beklagen 44,7% aller deutschen Manager, sie seien mit der Leistung ihrer Mitarbeiter unzufrieden. Das sagt mehr über die Manager aus als über die Mitarbeiter. Meine These: viele dieser Führungskräfte folgen nach wie vor der Maxime „Nicht geschimpft ist genug gelobt“ und unterschätzen die Kraft von positivem Feedback.

Im vergangenen Sommer war ich mit meiner Tochter (17) in Kolmården, einem großen Safaripark zwei Stunden südlich von Stockholm. Wir sind immer wieder fasziniert von den Tiershows dort. Dieses Mal wiesen die Tierpfleger bei jeder Aufführung explizit darauf hin, dass sie bei Kolmården ausschließlich mit affirmativem Feedback arbeiteten. Sprich: verhalten sich Tiere wie gewünscht, erhalten sie dafür eine Belohnung. Bei „Fehlverhalten“ gibt es dagegen keine Bestrafung. Jeder Hundetrainer wird sich ähnlich äußern, wenn es um die Ausbildung von Hunden geht.

Ich fragte mich: warum sollte das, was für Tiere gut ist für Menschen nicht auch richtig sein? Neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse weisen in die gleiche Richtung. Positives, affirmatives Feedback, das die Person wertschätzt und ihr Verhalten bestärkt, löst einen Dopaminausstoß im Gehirn aus. Glückshormone werden freigesetzt und damit positive Energie und Motivation. Wird das Feedback darüber hinaus empathisch, einfühlend gegeben, wird noch ein weiteres Hormon ausgeschüttet, nämlich Oxytocin. Oxytocin führt dazu, dass die emotionale Bindung mit dem Gegenüber und damit die Beziehung zu dieser Person gestärkt wird.

Das erklärt meine Reaktion auf meinen ehemaligen Chef, Flemming Sundø, der die Gewohnheit hatte, Mitarbeiter und Kollegen dabei zu „erwischen“ wie sie Dinge richtig machten. Ich empfand diese Bestärkung als sehr ermutigend und motivierend. In mir entstand das Gefühl: er wertschätzt mich und meine Arbeit, setzt sein Vertrauen in mich – ich will ihn nicht enttäuschen.

Positives Feedback hat zwei wesentliche Nutzenkomponenten:

  1. Stärkt „Good“ oder „Best Practice“. Sinnvolles, zielführendes Verhalten wird verstärkt und kann sich zu einer Gewohnheit und damit einem Automatismus entwickeln.
  2. Die Beziehung zwischen dem Feedback-Geber und dem Feedback-Empfänger wird gestärkt und vertieft.

Im Kontext der Vier Dimensionen Magnetischer Unternehmenskultur bedeutet das: Energie steigt, und Verbindung wird gestärkt. Wo beide aufeinandertreffen, entsteht Vertrauen. Wo Vertrauen hoch ist, gewinnen wir an Geschwindigkeit, und Transaktionskosten sinken. Umsatz steigt, Kosten sinken, sprich: positives, affirmatives Feedback steigert den Gewinn, kurzfristig ebenso wie mittel- und langfristig.

In Workshops erlebe ich diese doppelte Wirkung immer dann sehr plastisch, wenn ich „Speed-Dating“ mit positivem Feedback durchführe, oft nach der Mittagspause. Die Teilnehmer stehen sich in zwei Reihen gegenüber. Zuerst gibt die eine Seite der anderen Seite ein positives Feedback (30-60 Sekunden lang), dann wird getauscht. Im nächsten Schritt wechseln wir zum nächsten Kollegen/der nächsten Kollegin. Wir wiederholen das mindestens zehn Mal, oder bis jeder jedem Rückmeldung gegeben hat. Die Reaktion nach der halben Stunde ist in aller Regel: „Das hat gutgetan“ oder „Das könnte ich öfters machen“.  Der Energielevel in der Gruppe ist deutlich gestiegen und die Verbindung zwischen den Gruppen-Teilnehmern hat sich spürbar vertieft.

Oft wird gefragt: wie sollte das Verhältnis zwischen positivem, affirmativem und kritischem, konstruktivem Feedback sein? 2:1? 3:1? 5:1?

Meine Antwort: immer ein Vielfaches. Konzentrieren Sie sich auf das positive Feedback. Versuchen Sie jeden Tag mindestens drei Personen dabei zu erwischen, wie sie Dinge richtig machen. Weisen Sie sie konkret auf ihr Verhalten hin und warum es positiv und erwähnenswert ist. Tun Sie das ebenso wertschätzend und subjektiv, mit „Ich“-Botschaften wie Sie es für kritisches oder konstruktives Feedback möglicherweise in einem Workshop gelernt haben. Und seien Sie so konkret wie möglich, benennen Sie konkretes Verhalten, nachvollziehbare Beispiele, damit der Empfänger des Feedbacks die Rückmeldung oder Affirmation auch annehmen kann. 

Wenn Sie das einen Monat lang „durchhalten“, würde ich mich sehr freuen, von Ihnen zu hören, welchen Effekt dieses „Experiment“ hat. Zum einen auf die Stimmung im Team/in der Abteilung/in dem Bereich/in der Organisation, die sie führen. Zum anderen auf Sie selbst und ihr Wohlbefinden, Ihr Energieniveau.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Sie eine Feedbackkultur in Ihrer Organisation etablieren können, schreiben Sie mir gerne. Eine kurze Nachricht genügt, und ich melde mich bei Ihnen. christian@christianconrad.org


[1] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/februar/jede-dritte-fuehrungskraft-in-deutschland-steckt-in-einer-identitaetskrise

Herzlichen Gruß

Christian Conrad

P.S.: Wenn Sie Ihre Unternehmenskultur magnetischer machen wollen, abonnieren Sie meinen Newsletter: https://eepurl.com/gyDr9z

Wann immer Sie wollen, auf folgenden Wegen kann ich Ihnen schnell helfen:

1. Das erste Kapitel meines Buches „Magnetische Unternehmenskultur“ lesen: https://gallery.mailchimp.com

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