Starke Unternehmenskulturen sind magnetisch – das ist die Grundthese meines Buchs „Magnetische Unternehmenskultur“, das Ende Juni erscheint. Solche Kulturen schaffen Beziehungen, sie gewährleisten Kontinuität und damit Nachhaltigkeit. Und sie sorgen für Klarheit. Unternehmenskultur definiere ich als die Summe aller Einstellungen und Verhaltensweisen in einem Unternehmen.

Magnetisch werden Unternehmenskulturen, wenn sie

•            einen überzeugenden Sinn aufzeigen (WARUM?),

•            ein hohes Maß an Energie aufweisen (WIE?) und

•            einen klaren Fokus haben (WAS?)

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Wo diese drei Kräfte zusammenwirken, entsteht eine starke Anziehungskraft für Mitarbeiter und Kunden. Es wirkt magnetisch, wenn ein Unternehmen klar vermittelt, wofür es steht, wenn es (positive) Energie ausstrahlt und einen laserscharfen Fokus auf die wichtigsten Prioritäten legt. Dort, wo die drei Kreise sich überschneiden, entsteht Vertrauen, und auf der Basis eines hohen Niveaus an Vertrauen entsteht Synergie, entstehen Innovationen und etabliert sich Resilienz.

Ein Beispiel für magnetische Unternehmenskultur hat mir ein Workshop-Teilnehmer von IKEA erzählt. Klaus (nicht sein richtiger Name) ist seit über 40 Jahren im Unternehmen und hatte in den 70er Jahren ein eindrückliches Erlebnis. Zu der Zeit arbeitete er in einem Möbelhaus. IKEA hatte Klappstühle im Angebot, die sich wie warme Semmeln verkauften. Er war dafür zuständig, den Nachschub sicherzustellen, und arbeitete von morgens bis abends daran, Kartons aufzuschneiden und die Ware in ausreichender Menge ins Möbelhaus zu bringen.

An einem solchen Tag tippte ihn ein Kollege, den er nicht kannte, morgens auf die Schulter und fragte ihn, ob er Hilfe brauchte. Er freute sich und gab dem Kollegen ein entsprechendes Messer, und sie arbeiteten den gesamten Tag im Team, ohne viel miteinander zu reden.

Abends gab es dann noch eine Mitarbeitersammlung. Der Möbelhauschef hatte eingeladen und gesagt, es gäbe hohen Besuch. Als alle da waren, trat ein Mann ans Mikrofon. Klaus erkannte seinen „Kollegen“, mit dem er Klappstühle entpackt hatte. Der Mann stellte sich in nicht ganz akzentfreiem Deutsch als Ingvar Kamprad, Firmengründer von IKEA vor. Kein Wunder, dass Klaus nervös wurde. Aber die Nervosität war unbegründet. Ingvar Kamprad bedankte sich am Ende seiner Rede vor der gesamten Mannschaft persönlich bei Klaus dafür, dass er den ganzen Tag mitmachen durfte.

Jahre später trafen sie sich wieder, und Ingvar Kamprad erinnerte Klaus augenzwinkernd an die gemeinsame Erfahrung. Für Klaus hat diese Erfahrung seine ohnehin hohe Loyalität zu „seiner“ Firma nochmals auf ein anderes Niveau gehoben. Er war vom Unternehmenszweck, ein besseres Alltagsleben für die vielen Menschen zu schaffen, und der starken Werteorientierung überzeugt. In Kombination mit dem klaren Fokus des Möbelkonzerns auf nachhaltiges Wachstum basierend auf Kundenzufriedenheit gab ihm das die Klarheit und die Richtung, die er brauchte. Die besondere Begegnung mit dem Firmenchef war für ihn die Bestätigung: In so einer Firma will ich arbeiten, will ich bleiben. Das „WIE“ der IKEA Kultur, der Pragmatismus und die geringe Bedeutung von Hierarchie machten für ihn IKEA zu seinem dauerhaften beruflichen Zuhause. 

Welche magnetischen Unternehmenskulturen kennen Sie? Haben Sie vielleicht selber erlebt? Ich freue mich über Feedback in den Kommentaren!

 Herzlichen Gruß

Christian Conrad