Wenn Sie unbedingt etwas tun müssten, was hätten Sie lieber:

viel Zeit, aber sehr wenig Energie; oder

viel Energie, aber sehr wenig Zeit?

Dieser Blogbeitrag ist (mit freundlicher Erlaubnis) von meinem australischen Coach und Mentor Col Fink, der aktuell etwas sehr Spannendes macht: „Blogtober“ – er schreibt in diesem „Projekt“ jeden Tag einen Blogpost und ich lese seine aufschlussreichen Texte sehr gerne. Wenn der Blog Ihnen gefällt – hier können Sie ihn abonnieren: https://colfink.com/blog .

Aber genug der Vorrede, over to you, Col:

Ich habe in diesem Jahr vielen Leuten diese Frage gestellt und fast alle sagen, dass sie lieber viel Energie hätten. Das macht Sinn, denn Energie ist das, was die Dinge erledigt, nicht die Zeit. Es spielt keine Rolle, wie viel Zeit man hat, wenn man nur lethargisch auf dem Sofa sitzt und Netflix schaut, wird man nicht viel erreichen.

Es ist Energie, nicht die Zeit, die Dinge erledigt.

Was mich zu dem großen Schreckgespenst bringt, das mir bei gängigen Produktivitätsratschlägen immer wieder erscheint: fast immer geht es um Zeitmanagement. Viele Ratschläge zur Produktivität sehen den Einsatz von Disziplin vor, wenn es darum geht, eine sinnvolle Reihenfolge und Dauer der zu erledigenden Projekte und Aufgaben festzulegen, um damit dann betongleich den Kalender für den Rest der Woche zu blockieren.

Verzeihen Sie mir, wenn ich mich dadurch wie ein gestörter Mensch anhöre (ich glaube nicht, dass ich das bin), aber das klingt für mich eher nach Anweisungen zur Selbstquälerei als nach Produktivitätsratschlägen!

Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber mein Körper und Gehirn haben sich entwickelt, um in der afrikanischen Savanne zu überleben. Meine Vorfahren hielten an heißen Nachmittagen lange Nickerchen im Schatten. Sie sprangen sofort auf, wenn eine verletzliche und schmackhafte Antilope auf der Bildfläche erschien. Sie verbrachten Stunden im Freien, sammelten Beeren und bearbeiteten den Boden mit ihren Händen, auf der Suche nach Knollen. Den größten Teil des Tages verbrachten sie entspannt.

Anthropologische Forschungen schlagen vor, dass unsere Jäger und Sammler-Vorfahren drei bis fünf Stunden pro Tag mit Arbeit verbrachten (hier eine Studie), und als Kreativer finde ich, dass das ungefähr der Teil von 24 Stunden ist, den ich total vertieft in produktiver Arbeit verbringen kann. Ich vermute, dass unsere Vorfahren ihre Tage nicht in 15-Minuten-Blöcken geplant haben, Tage und Wochen im Voraus, und dann starr an dieser Struktur festhielten (obwohl ich das ehrlich gesagt nicht belegen kann😂), und als Kreativer finde ich, dass ich das auch nicht könnte.

In meiner „Peter Cook nacheifern“-Phase (www.petercook.com) habe ich mich komplett in das Projekt der Umsetzung von David Allens „Getting Things Done“-Methode gestürzt. Und ich meine hier nicht, dass ich ein oder zwei Wochen damit verbracht habe. Ich habe Jahre lang engagiert versucht, die Methode bei mir umzusetzen. Ich wollte mich nicht wie ein Versager fühlen, so dass ich nicht aufhören konnte, am Ball zu bleiben. Auch wollte ich vor anderen nicht zugeben, dass ich mich schwertat, diese Strategie einzuhalten. Tatsächlich verbrachte ich Jahre damit, mich für den Wert des Prozesses einzusetzen und anderen Leuten zu sagen, sie sollten es auch tun! (Zur Verteidigung des Buches: Es packt einige unglaublich nützliche Ideen aus; vor allem, dass Ihr Gehirn eher ein Werkzeug zur Ideengenerierung als ein Werkzeug zur Ideenspeicherung ist, und dass Sie es als solches ausstatten sollten. Ich bin immer noch ein Fan des Buches, auch wenn das System als Ganzes nicht zu mir passt).

Wahrscheinlich konnte ich erst während den letzten fünf Jahren oder so zugeben, dass die GTD-Methodik bei mir nicht funktioniert, und somit akzeptieren, dass mein Versagen, sie richtig zu implementieren, nicht bedeutet, dass mit mir etwas nicht stimmt. Warum sollte es das? Ich habe mich so entwickelt, dass ich in der afrikanischen Savanne gedeihe und nicht starr einem Zeitmanagement-Algorithmus folge. (Ebenso halte ich in den meisten Fällen die Einordnung von ADHS als „eine Störung“ für einen absoluten Witz. Ja, es fällt den Menschen schwer, sich zu konzentrieren, wenn sie stundenlang ununterbrochen auf einen Computer starren; und nein, daran ist nichts Überraschendes! Ich bin noch nie zu einem Psychiater gegangen, um das zu überprüfen, aber ich vermute, dass ich am flachen Ende des Aufmerksamkeitsspektrums sitze).

Mein Problem mit GTD war nicht das Engagement. Ich habe absolut alles in die Umsetzung dieser Strategie gesteckt. Je länger ich dem Plan folgte, desto weniger schien ich zu erreichen. Im Laufe der Jahre wurde mir klar, dass ich immer weniger Zeit damit verbrachte, mich zu begeistern, enthusiastisch und im Fluss zu sein.

Starres Zeitmanagement verschlang meine Energie.

Die Einsicht, die mein kreatives Leben völlig verändert hat, ist die Erkenntnis, dass rigides Zeitmanagement meine Energie aufrisst.

Mit dieser tiefgreifenden Erkenntnis begann ich sofort mit Experimenten. Ich versuchte, überhaupt keinen Kalender zu verwenden (das war ein Fehlschlag). Ich versuchte, nie mehr als drei Dinge auf eine To-Do-Liste zu schreiben (ein Erfolg). Ich versuchte, mich durch Einradfahren ablenken zu lassen, wann immer mir danach war (ein großer Erfolg). Ich versuchte, die Arbeitszeiten wöchentlich zu wiederholen (Misserfolg), ich versuchte, die Arbeitszeiten zweiwöchentlich zu wiederholen (ein Teilerfolg). Ich versuchte neue kreative Methoden (wie das Diktieren in Otter, ein Erfolg). Ich habe versucht, mein Arbeitsleben nach der Metapher des Trommelschlags zu leben (dieses Experiment ist ein anhaltender Teilerfolg, ich werde Ihnen bald etwas darüber in einem anderen Aufsatz erzählen).

Mein persönliches Produktivitätssystem bleibt ein „work-in-progress“. Ich vermute, dass dies bei jedem so ist und immer sein wird, da wir Menschen keine statischen Wesen sind. Wir wachsen und entwickeln uns mit der Zeit weiter, und was heute funktioniert, passt vielleicht morgen nicht mehr. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass ich mich jetzt so viel besser fühle, wer ich bin und was ich tue, als es früher der Fall war. Ich will mich nicht mehr nach meinen Fähigkeiten beurteilen, rigiden Systemen zu folgen.

Dabei habe ich nicht die Produktivität aufgegeben. Ich liebe es, nützliche Dinge zu kreieren. Meine Haltung ist inzwischen, dass es einer meiner Jobs ist, kreative Systems für persönliche Produktivität zu erschaffen, die Energie freisetzen. Umso energetischer ich bin, je mehr tue ich.

Der heutige Essay ist sehr autobiographisch. Der Punkt, den ich mit der Geschichte illustrieren möchte, ist jedoch nicht über mich. Es geht um Sie (oder zumindest könnte das sein, abhängig von Ihrer persönlichen Reaktion auf starre Zeitmanagementstrategien).

Ich treffe viele unglaublich intelligente, einfühlsame, kreative, phantasievolle, freundliche, warme, großzügige Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben – seelenvernichtend schlecht, weil sie sich schwer tun, sich an einen Schreibtisch zu ketten und stundenlang ununterbrochen zu arbeiten. Wenn Sie das sind, lassen Sie bitte diese überholte Vorstellung los. Das Universum will und braucht Sie nicht stundenlang an Ihrem Schreibtisch sitzend. Stehen Sie auf, bewegen Sie sich. Arbeiten Sie in Sprints. Arbeiten Sie im Gehen. (Arbeiten im Sprint? Schwierig, aber vielleicht nicht unmöglich!)

Lassen Sie alle veralteten Vorstellungen, die Sie vom Zeitmanagement haben, los und fragen Sie sich stattdessen: „Was könnte ich tun, wofür ich brenne? Lassen Sie sich diese Woche eine experimentelle Arbeitsweise einfallen, von der Sie vermuten, dass sie Ihren Energielevel hebt, und setzen Sie sie um.

Herzlichen Gruß

Christian Conrad

P.S.: Wenn Sie mögen, hören Sie in meinen Podcast rein. Heute spreche ich darüber warum aktuell die ideale Zeit für Veränderung ist.

DONNERSTAG, 22.10. – #54 Wenn Veränderung – dann jetzt!

https://podcasts.apple.com/de/podcast/wenn-ver%C3%A4nderung-dann-jetzt/id1520210824?i=1000495621334

https://open.spotify.com/episode/1OJ8VTYt9kaVObGqvXpGp7?si=-fdHovc1TxyDE3ah00hNqQ

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